Seit Anfang September laufen die Verhandlungen über einen neuen Tarifvertrag in der Metall- und Elektroindustrie. Die Kapitalist:innen des Unternehmensverbands Gesamtmetall – welcher mit die größten deutschen Industriemonopole wie VW, Siemens, Daimler oder Thyssen-Krupp vertritt – verhandeln nun mit der IG-Metall über die Arbeitsbedingungen von uns knapp 4 Millionen Metaller:innen
Die IG Metall fordert in dieser Tarifrunde 2024 eine Lohnerhöhung um 7 Prozent. Auszubildende sollen 170 Euro mehr im Monat erhalten. Dabei beruft sie sich zurecht auf die weiterhin hohen Preise, die wir Arbeiter:innen tagtäglich an der Supermarktkasse oder jeden Monat für unsere Miete zahlen müssen. Zusätzlich beinhaltet die Forderung eine soziale Komponente, die die unteren Lohngruppen stärkt und eine Wahloption zwischen weniger Arbeitszeit oder mehr Geld.
Das Ergebnis wäre ein Reallohnverlust statt ein Inflationsausgleich
Seit 2020 haben wir insgesamt mit einer Inflation von 18,5% zu kämpfen. Für 2025 wird eine weitere Preissteigerung von 2,5% prognostiziert, das würde eine gesamte Preissteigerung von 21% auf 5 Jahre bedeuten.
Die IG Metall hat 2020 ihre Tarifrunde unter dem Vorwand der Corona Pandemie abgebrochen. Ein Jahr später gab es lediglich eine Einmalzahlung von 500 Euro und ein seitdem jährlich gezahltes „Transformationsgeld“ von einmalig ca. einem fünftel eines Monatsgehalts. Die einzige Entgelderhöhung seit 2020 wurde dann erst Ende 2022 von uns erkämpft. Insgesamt 8,5% gab es auf 2023 und 2024 verteilt. Das heißt: Bei einer vollen Einigung auf die aktuell geforderten 7% in dieser Tarifrunde kämen die Tabellenwirksamen Abschlüsse der IG Metall der letzten Jahre gerade mal auf 15,5%. Unter der Voraussetzung einer Laufzeit bis Ende 2025 hieße das also ein Minus von 5,5% gegenüber der Inflation in diesem Zeitraum. Das bedeutet einen ordentlichen Reallohnverlust für uns! Wenn die IG Metall also ernsthaft ein Interesse daran hätte durch die Erkämpfung höherer Löhne der Inflation etwas entgegen zu setzen, hätte sie eine deutlich höhere Forderung aufstellen müssen.
Den Stellenabbau in der Automobilbranche stoppen!
Gerade erleben wir vor allem in der Automobilbranche, aber auch in den restlichen Teilen der Metall- und Elektroindustrie einen massiven Stellenabbau. Die Kapitalist:innen versuchen durch Einsparungen bei den Lohnkosten zu erreichen, dass sich ihre Gewinne nicht schmälern und sie weiterhin Profite abschöpfen können und sich auch nächstes Jahr das neueste Luxusauto in den Fuhrpark stellen können.
Nur allzu gerne erzählen sie uns dann in der Tarifrunde, dass sie angesichts der vereinbarten Lohnerhöhungen ja gezwungen seien nun weiter Stellen abzubauen um die gestiegenen Lohnkosten auszugleichen. Dabei sind es eben nicht unsere steigende Löhne, die eine Entlassung notwendig machen und auch die Wirtschaftskrise ist kein Grund dafür, die Löhne nicht anzupassen und uns Arbeiter:innen zu entlassen. Es sind die Kapitalist:innen, die keine Skrupel haben uns zu entlassen oder unsere Löhne zu kürzen, um eben ihre Gewinne nicht schmälern zu müssen. Sie streben immer weiter nach noch mehr Profiten und versuchen im Konkurrenzkampf mit den anderen Unternehmen das größte Stück vom Kuchen zu ergattern.
IG Metall auf Kuschelkurs mit dem Kapital
Dass die IG Metall die Interessen der Kapitalist:innen nicht ansatzweise gefährden will, zeigt sie nicht nur durch schlechte Abschlüsse in der Vergangenheit und unzureichende Forderungen in dieser Tarifrunde, sondern z.B. auch durch ihre Verhandlungstaktik. Der alte Tarifvertrag ist bereits am 30. September ausgelaufen, doch die Friedenspflicht galt noch bis zum 28. Oktober. Bereits vor Ende der Friedenspflicht waren die ersten beiden Verhandlungsrunden angesetzt. Somit lässt sich die IG Metall bereits zu Beginn der Verhandlungen weich spülen. Vorbereitungen auf einen längeren und konsequenten Streik als Druckmittel sehen anders aus! Das Angebot der Kapitalist:innen in der zweiten Runde war dementsprechend eine Verhöhnung: Insgesamt 3,6% auf 27 Monate Laufzeit.
Warnstreiks sind nur der Anfang!
Lasst uns auf den Warnstreiks deutlich machen, dass wir bereit sind konsequent zu Streiken. Wir müssen so lange streiken und Druck aufbauen, bis die Forderungen der IG Metall erfüllt sind, denn selbst dann haben wir nur einen noch schlimmeren Reallohnverlust abgewendet. Lasst uns die Streiks nutzen um Stärke aufzubauen und uns insgesamt gegen die Krise in unserer Branche zu organisieren. Gegen den Stellenabbau und die Lohnkürzungen!
Geschlossen Streiken gegen Reallohnverluste und für den Erhalt unserer Arbeitsplätze
Egal ob Gewerkschaftsmitglied oder nicht: Wenn die IG-Metall von vornherein nicht konsequent für unsere Interessen einsteht bleibt uns nur uns zusätzlich selbst zu organisieren. Lasst uns den Kampf um höhere Löhne und für den Erhalt unserer Arbeitsplätze selbst in die Hand nehmen! Wir müssen eine konsequente und klassenkämpferische Haltung in dieser Tarifrunde einnehmen und zeigen, dass wir uns weder von den Kapitalist:innen, noch von der Führungsetage der gelben Gewerkschaft an der Nase herumführen lassen!